Hier werden nach und nach die Schreibtipps aus der Praxis einziehen; damit sie nicht verlorengehen. Mit der Zeit entsteht hier ein interessantes Nachschlagewerk rund ums Schreiben.
„Computer oder Notizblock?“
Die Frage, ob Computer oder Notizblock besser sei, höre ich immer wieder mal. Und nicht etwa differenziert Altersbedingt, wie man vielleicht denken könnte. Im Endeffekt ist es völlig egal, ob du es auf einen Block, einem Bierdeckel, in dein Handy schreibst/diktierst oder es auf dem Laptop/PC erfasst. Wichtig ist einzig, dass du es so machst, wie es für dich stimmt. Ich hatte einen Schreibcoach, der meinte, es sei am besten, wenn man es mit Bleistift auf einen Block notiert. Ja warum denn das? Man könne alle Gedanken sofort wieder ausgummieren, meinte er.
Ich habe die Gabe des automatischen Schreibens. Das bedeutet: Ich schreibe mit dem Zehnfingersystem so rasch, wie ich es mit dem Bleistift nie könnte. Somit lese ich, was ich gedacht habe, erst nachdem ich es geschrieben habe.
Beim Vorgang des automatischen Schreibens ist der Gedanke in deinem Hirn direkt mit den Fingern verbunden, so dass genau dieser Effekt geschieht. Die Gedanken sind nun mal schneller als alles. Auch Fehler dürfen geschrieben werden. Diese sollen dich nicht aufhalten. Fehler mittels Computer können meist ohne großen Aufwand korrigiert werden.
„Ideen in unpassendem Moment“
Geht es Dir manchmal auch so? Du hast die zündende Idee! Endlich weißt du, wie du deinen Protagonisten aus der misslichen Lage befreien kannst, wie das Thema deiner Kurzgeschichte lauten soll, wie das Gedicht beginnt, endlich …Aber halt mal … du bist gerade unterwegs, sitzt im Auto am Steuer, putzt dir gerade die Zähne, bist beim Joggen im Wald oder liegst gar schon im Bett kurz vor dem Einschlafen ... wieso kommen die besten Ideen aber auch immer dann, wenn es am wenigsten passt und nicht dann, wenn man vor dem Computer sitzt und diese spielend leicht eintippen könnte?
Es hilft, wenn du dich vorbereitest! Sei es der kleine Block mit Stift neben dem Bett, oder das Smartphone, um im Auto oder beim Joggen kurz ein paar Worte zu diktieren. Das erleichtert und gibt Sicherheit. Es ist doch so: Nichts ist schlimmer, als wenn wir das Gefühl haben, das Beste zu verpassen. Es unwiederbringlich dem Nihilismus zu opfern oder im Dschungel der Gedanken zu verlieren, wo es nicht mehr wiedergefunden wird. Das können wir vermeiden, indem wir für diese „unpassenden Momente“ passend vorbereitet sind!
„Steckbrief für Protagonisten“
Damit du den sprichwörtlichen Faden nicht verlierst, rate ich dir ein Büchlein mit den Lebensläufen deiner Protagonisten anzulegen. Diese Personenbeschreibung umfasst beispielsweise die körperlichen Merkmale wie Größe, Haar- und Augenfarbe, besondere Eigenschaften wie schräger Mundwinkel, Narbe, abstehende Ohren usw. Wo wohnt die Person und wie sieht es dort aus. Welchem Beruf geht sie nach, welches Auto fährt sie. Bei den Hauptfiguren sollte dein Steckbrief umfassender sein, als bei Nebenfiguren. Statisten, kannst du ruhig außer Acht lassen. Mit diesem Steckbrief vermeidest du es, nach einer Pause oder viele Seiten in dem Manuskript später, dich auf die Suche machen zu müssen oder gar einen Fehler in der Beschreibung deiner Figur. Stell dir vor, der Leser hat am Anfang einen großen, breitschultrigen Blonden Hünen mit blauen Augen vor sich und später wird dieselbe Person zu einem kleinen schmächtigen Burschen mit braunen Augen und dunklen Haaren.
Es gibt übrigens Autorensoftware, die solche Steckbriefe speichern können und dich daran erinnern, wenn du beim Schreiben von der Bio der Protagonisten abweichst.
„Alte Ideen nicht wegschmeißen“
Auch wenn wir heute im Zeitalter des Computers alles immer wieder bequem umschreiben können, so lohnt es sich trotzdem, alte Versionen erst mal zu behalten. Oft hat man eine Idee, die man zwar verwirft, aber später merkt man, dass sie an einer anderen Stelle reinpassen würde. Wie ärgerlich, wenn man die alte Version bereits gelöscht hat! Daher lohnt es sich, bei jedem Überarbeitungsdurchgang eine neue Version abzuspeichern, so dass man bei Bedarf auf die alten Ideen zurückgreifen kann. Keine Angst vor Datenmüll: Wenn das Buch fertig ist, sind diese alten Dateien schnell im virtuellen Mülleimer! Es empfiehlt sich ohnehin, einen Ordner „alte_versionen“ zu erstellen und alle vorgängigen Versionen erst mal dort reinpacken – so hat man immer eine saubere Übersicht und der Ordner ist dann mit einem Mausklick gelöscht. Man kann sie aber auch, wenn man sie nicht endgültig löschen möchte, auf einen Extrastick speichern und lediglich von der Computerfestplatte entfernen.
„Der Kniff mit Kurzgeschichten“
Kurzgeschichten sind wirklich super. Du brauchst – anders als bei einem Roman – nicht allzu viele Erklärungen. Deine Figuren brauchen keine umständliche Einführung in die Geschichte. Du pickst dir am besten nur eine Szene, einen Moment, einen Ort, eine Zeit heraus und fängst an zu erzählen was JETZT gerade um das Geschehnis herum passiert. Ohne große Einführung und Erklärung kannst du einfach drauflosschreiben, was immer dir zu dem Thema in den Sinn kommt.
Ok, dir fällt zu dem Thema grad nichts ein. Nicht verzagen. Lege das Thema auf Eis. Irgendwann im Halbschlaf, beim Zähneputzen, beim Frühstücken oder in der Badewanne, beim Joggen… irgendwann kommt der Titel deiner Kurzgeschichte von weit hinten nach vorne und plötzlich hast du eine Idee zur Geschichte. Dann leg los und schreib sie auf, nimm den Gedanken auf Band resp. mit Handy auf, auch wenn es keine ganzen Sätze, sondern nur Bruchstücke sind. Der Rest kommt, wenn du vor dem PC sitzt.
Nebst alledem ist eine Kurzgeschichte auch ein guter Ort dich zu prüfen, dein Können zu testen. Zu Beginn der „Übung Kurzgeschichte“, solltest du darauf achten, dass die Geschichte wirklich sehr kurz ist. Am besten nur eine Seite. Ausbauen, ausschmücken kannst du später immer noch. Je kürzer die Geschichte am Anfang also ist, desto besser.
Der IL-Verlag, Basel, wird in den Jahren 2021 bis 2026 vom Bundesamt für Kultur - BAK - unterstützt.