Hallo Herr Spaeth,
vielen Dank fuer " Über das Glück der Depperten". Ja lang iss her - und jetzt plötzlich das Bueachl von Ihnen. Bei meinem Dasein als Clanpatriarch und Hausmeister fuer drei Familien lies ich ja
kaum amoi a Buach. Jetzt aber, nachdem ich das " Glück der Depperten" glesen hab, aenderts sichs wohl a bissl - aus Angst mir kunnt was auskemma. Grad hab i mir die "Drei grundanständige Damen"
bestellt.
Ja eana Bueachl hat mich wieder in meine Kindheit und Jugendzeit zurueckschauen lassen und was mir am meisten Freud beim Lesen gemacht hat war die Sprache: ein Hochdeutsch mit bayerischer
Grammatik und bayerischen Wörtern ganz ohne krampfhaftes Draufdrucken. Dass der Roider Jackl darin auch so prominent vorkommt, freut mich natürlich auch besonders und bestätigt auch meine
Erinnerung ueber seinen Einfluss auf die Leut in der damaligen Zeit. Und ueberhaupts bin I voller Bewunderung vor Leut mit so einem Gedaechtnis, der Gabe und den Fleiss, so was zu schreiben.
Habn Sie eigentlich die 5 Roider Jackl CDs, die vor ca 10 Jahren herausgekommen sind? Wenn nicht lassn's ma's wissen, I dats Eana gern schicka.
Mit besten Gruessen aus FS
Ihr
W(erner) R(oider)
Letzter Teil der Brucker Nachkriegs-Trilogie erschienen
Fürstenfeldbruck - "Über das Glück der Depperten" heißt der letzte Teil der im Fürstenfeldbruck der Nachkriegszeit angesiedelten Romane von Bernd Späth.
Mit seinen Romanen, die in der Nachkriegszeit in Fürstenfeldbruck angesiedelt sind, hat sich Bernd Späth nicht nur Freunde gemacht. Schließlich schildert der 63-Jährige in „Trümmerkind“ eine
Kleinstadtgesellschaft, die nach wie vor durchtränkt ist von braunem Gedankengut. In „Zwei grundanständige Damen“ zeichnet er das Bild einer bigotten Bevölkerung, die Sexualität verteufelt, der
es aber im eigenen Schlafzimmer nicht verrucht genug zugehen kann - solange die Nachbarn nichts mitkriegen.
Auch der finale Teil der Trilogie wird nicht jedem gefallen. In „Über das Glück der Depperten“ beschreibt Späth, wie in den 1950er-Jahren mit Behinderten umgegangen wurde. Sprüche wie „Beim
Hitler hätten’s den weg!“ seien alltäglich gewesen.
Im Unterschied zu den beiden ersten Teilen kommt der letzte schmal daher. Auf 130 Seiten schildert der aus den beiden ersten Teilen bekannte Erzähler Wolfi Achinger die Schicksale seines
behinderten Mitschülers Listl Toni sowie anderer geistig Minderbemittelter, die zum Stadtbild dazugehörten. Späths Fans dürfte es freuen, dass er das wieder mit vielen Dialogen in der
authentischen Sprache der Arbeiterschicht, mit humorigen Beschreibungen und mit boshaften Seitenhieben auf das braun angehauchte und herzlose Spießbürgertum tut. Die einzigen menschlichen
Menschen sind bei Späth die Depperten. Sie zeigen instinktiv Mitgefühl und Anstand, wo andere sich das Maul zerreißen oder hinterhältig Intrigen schmieden. Die Gefahr, ins Klischee abzudriften,
umschifft Späth dabei meist. Dafür gelingen ihm einige wahrhaftig anrührende Szenen. (mb)
Über das Glück der Depperten
Rheingau. (mg) – „Beim Hitler hätten s'den weg! Dann tät' er den Staat kein Geld kosten!” Mit Sprüchen wie diesem wuchs Bernd Späth in den fünfziger Jahren auf. Und so beschreibt
er in seinem Buch „Über das Glück der Depperten“ boshaft, humorig und dann wieder sehr ergreifend die Atmosphäre seiner bayerischen Heimatstadt Fürstenfeldbruck, wo man damals Behinderte
schlicht als Depperte“ bezeichnete.
Doch, siehe da, ausgerechnet sie erweisen sich in einer dramatischen Situation als die besseren Menschen. Weil sie Mitmenschlichkeit, Fürsorglichkeit und elementaren Anstand für sich
selbst behalten haben. Während die sogenannten Rechtschaffenen fast durch die Bank dunkle Geheimnisse hüten.
Die Erzählung über den kranken Mitschüler, dem Listerl Toni lässt in dem Leser eine Zeit wieder aufleben, in der die Deutschen sich noch schwer taten mit der Demokratie, wo die
Scheinheiligen Hochkonjunktur hatten. Jeder, der diese Zeit selbst erlebt hat, wird sie mit leichtem Schaudern wiedererkennen. Die Jüngeren aber werden eine Menge über die eigenen
Ursprünge lernen.
Mit seinem autobiographischen Roman „Trümmerkind“ begeisterte Bernd Späth (Jahrgang 1950) bereits die Kritiker. Nun legt er „Über das Glück der Depperten“ vor als dritten Band seiner
Nachkriegstrilogie.
Dass die Aufarbeitung dieser Zeit schwierig ist, musste Späth am eigenen Leib erfahren. Eine ganze Serie übler Hetzartikel löste sein erstes Buch in der Lokalpresse aus. Er erhielt
anonyme Brief und Anrufe. Anonyme Täter versuchten, seinen Gartenzaun anzuzünden und der Autor wurde von einer Nazi-Organisation bedroht. Dann hatte er genug und zog um nach München. Aber
das Schreiben hat er nicht aufgehört. Und so entstand ein weiterer Roman aus der Fürstenfeldbrucker Nachkriegszeit.
Späth betreute als Agenturchef namhafte Unternehmen sowie die EU und die Bundesregierung. Dazu schrieb er erfolgreiche Romane und Theaterstücke und machte fünf aufregende
Arktisexpeditionen. – Heute lebt er als Autor und Produzent in München.